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Mittwoch, 13. Mai 2015

Deichkind - „Niveau weshalb warum“ [CD-Kritik]




Deichkind fragen zurecht auf ihrem neusten Output: „Wir haben Ferris, was habt ihr?“ In der Tat ist der Zugang in Person von Ferris MC eine Art Revitalizer für die im Electropunk gefangenen Kinder vom Deich. Dass der neuerdings zu Ferris Hilton umbenannte „Freak“ in puncto Hirnverbranntheit seinen Kollegen nur bedingt nacheifern kann, liegt sicherlich nicht an der schlechten Qualität der neuen Platte.
Vielmehr schaffen es Deichkind auf ihrem sechsten Album, den Hip-Hop der frühen Werke in selten so kredibler Art und Weise mit dem Electro-Style, der seit dem „Aufstand im Schlaraffenland“ Einzug hält, zu verknüpfen. Vor allem die Vorabauskopplung „So ne Musik“ lässt Deichkind-Fans erster Stunde aufhorchen, dass Deichkind keine technisch anspruchsvollen Rapper sind, stört hier nicht. Es ist letztendlich auch nicht das Ziel des Hamburger Kollektivs, in stetiger Doubletime alle anderen Sprechsänger des Landes zu dissen, mit der augenzwinkernden Persiflage auf „Niveau Weshalb Warum“ gelingt ihnen das mühelos auf ihre eigene Weise.
Die Bandbreite ist hierbei ordentlich, Hip-Hop-Beats wie in „So ne Musik“ treffen auf kraftwerkeske Rhythmen „Mehr als lebensgefährlich“, in Sachen Kreativitat kann man Deichkind ebenfalls keinen Vorwurf machen. Zumal dieses Mal beinahe auf gesamter Albumlänge die Satire zieht und sich nicht in Nichtigkeiten verliert. Selbst die zweiminütige Kraniotomie von „Oma gib Handtasche“ passt wie die Faust auf's Auge, warum diese Karte allerdings als Art Outro ausgespielt wird, wissen wohl nur die Deichkinder selbst. Lyrisch gibt es davor einiges zu bieten, Highlights sind hier „Der Flohmarkt ruft“ und „Like mich am Arsch“, auch die zweite Single „Denken Sie groß“ hält sich mit Gesellschaftskritik nicht zurück. Unnötig hingegen die schier allgegenwärtigen Kraftklubber auf dem Bonustrack „Selber machen lassen“, auch „Die Welt ist fertig“ ist nicht mehr als ein müder Egotronic-Rampue-Klon, so dass man sich wieder die längst totgedudelte „Luftbahn“ zurückwünscht.

Summa summarum überwiegen jedoch die guten Momente auf dem aktuellen DK-Album, welches gegenüber seinen 3 elektronischen Vorgängern endlich die gewünschte Stringenz bringt. So gesehen das unverrückteste Album der Remmi-Demmi-Kapelle, jedoch besser als so ziemlich alles, was an Deutschrap/Electropunk dieses Jahr erscheinen wird.

8/10